Es ist Sonntagabend und wie so oft nutze ich die Zeit zwischen Karins Zubettgehen und meinem (also 3-7 Stunden später) für den Blog. 😎
Gerade läuft eine remasterte Version von Paul Simons Album „Graceland“ zum 25-jährigen Erscheinen des Originals in meinem Player. Sehr schön. Guten Klang hatte die Aufnahme schon immer, jetzt nochmal etwas besser und mit zusätzlichen Stücken. 😀
Was gibt es zu berichten?
Nachdem die Steuerunterlagen fertig und bei der Post waren, hatte ich den Kopf frei für die länger beabsichtigten Ausflüge in die Umgebung. Fürs Motorradfahren ist es mir etwas zu warm, also Auto mit Kühlung (Dacias haben nur Kühlung, keine Klimaanlage!).
Zuerst war ein Naturstrand südlich von Warna unser Ziel.
Im Norden kennen wir alle Strände bis auf die letzten vor der rumänischen Grenze. Im Süden sind wir zwar auch schon ziemlich firm, aber manche kennen wir doch nur vom Winter 🥶 oder vom Blick aus dem Autofenster.
Zur Erklärung: Wir haben zwar viele Strände, aber nicht unendlich viele Kilometer am Stück.
Zwischendurch schieben sich die Berge oder die Hochebene bis ans Wasser und bilden unzugängliche Steil-/Felsküsten. Manche der Strände sind eher klein, andere groß und sehr langgezogen. Bei denen ist dann an einem, manchmal auch an beiden Enden Zivilisation, dazwischen aber völlig unberührter Naturstrand.
Einen dieser Naturabschnitte haben wir angefahren, übrigens -Premiere- mit frischem Obst in einer Plastikschüssel. Wir! Obst!
Wir haben es nicht nur überlebt, sondern sogar genossen!
Wenn ihr mal völlig ungestört wild campen oder mit dem Wohnmobil am Meer stehen wollt - hier wäre es möglich. Etliche Bulgaren haben uns das durch ihre Anwesenheit gezeigt. Ja, und trotzdem ungestört...
Es gibt hier einfach sehr viel Platz, sogar im August!
Ein kurzes Video habe ich für euch auch direkt unter dem Sonnenschirm geschnitten.
Auf der Rückfahrt haben wir an einem Straßenstand gehalten und Obst und Gemüse gekauft, dazu noch Feigen und Birnen von Nachbars Bäumen. so viel hatten wir früher bestenfalls vor einer Party im Haus!
Wer sagt, dass sich Dinge nicht ändern können?!
Danach brauchen alte Leute natürlich einen Tag Erholung! 😂
Also habe ich mich um den Pool in unserem Garten gekümmert, der langsam grün und trüb wurde. Mich stört das nicht so fürchterlich, aber alle anderen wollen nicht mehr rein. Also habe ich mit Kirils Erlaubnis mein Glück mit der Reinigung versucht. Mal sehen, ob und wie schnell das wieder etwas wird. Ansonsten erklären wir die Saison demnächst für beendet - bei 30-31° Wasser und mindestens so viel im Schatten wäre das aber eine Schande.
🏖️⛱️☀️🌞
Karin war zusätzlich mit mir in der Stadt um Perlen und Whisky zu kaufen. Also ich die Bastelperlen - ja, is klar, ne! 😎
Wir wollten seit Amerika auch endlich mal wieder hier durch die entferntere Gegend schaukeln.
Man kommt ja zu nix!
Also habe ich eine länger vorbereitete Route (fürs Mopped) etwas umgearbeitet und Karin hat zugestimmt.
6-7 Stunden FAHRZEIT.
UND wir haben uns fest vorgenommen, die Ausflüge endlich mal mit Pausen an schönen Stellen zu machen. Bisher war es trotz fester Vorsätze und Stühlen (mit Tisch) im Kofferraum immer so, dass wir ohne Stopps gefahren sind, mit den Ausnahmen „volle Blase“ oder „leerer Tank“.
Ganz selten auch für Fotomotive.
Heute sollte die neue Zeitrechnung beginnen.
Wir haben Obst mitgenommen - geschnittene Wassermelone vom Strandausflug.
Wenn das mal kein Zeichen für unsere Ernsthaftigkeit ist.
Wenn ich euch jetzt mitteile, dass wir nur noch ein paar Stückchen Melone nach Hause gebracht haben, wisst ihr, wie dolle erfolgreich wir waren.
💪🏻
Nur die Stühke haben wir nicht aufgestellt. Wir wollen uns noch etwas aufheben.
Unsere Route sollte über den Dyulinskipass führen, der sagenhafte 440m hoch gelegen ist. Lacht nicht, im Winter ist der trotzdem manchmal gesperrt!
Auf dem Weg dahin habe ich für Karin einen Abstecher nach Avren eingebaut. Den Ort hatten wir auf unserer Motorradtour neulich durchquert und ihr hat die Aussicht so gut gefallen, dass sie da noch einmal hin wollte. Der Ort liegt so, dass er einen 270° Blick ins Landesinnere über die umliegenden Höhen hat.
Keine Ahnung, ob da früher mal eine Burg stand - im Rest des mir vertrauten Europas hätte genau dort eine gestanden. 😎
Aber, wie schon wiederholt geschrieben, hier sind alle antiken Völker kriegerisch durch und Ruinen sind ganz selten höher als kniehoch.
Also vielleicht gibt es in Avren noch etwas zu entdecken.
Kurz durch den Ort, ein paar Fotos innerorts machen und hinter dem Ortsausgang wegen des Panoramas halten - oder besser dem Hinweisschild auf ein Kloster folgen!
Wie so oft hier: Es gibt ein erstes Schikd als „Appetizer ", dann kommt nichts und dann gar nichts. Oder seht ihr hier irgendwo etwas, das wie ein Kloster aussieht?
Also wieder zurück Richtung Hauptstraße, da gab es doch noch einen Abzweig...
Leider auch nichts!
Also habe ich gehalten und das Internet befragt - wie so oft führt nur die Kombination verschiedener Apps zum Erfolg. Google kannte das Kloster, aber nur einen Fußweg dorthin. OSMandMaps kannte dafür die Feldwege, also die einzige Zufahrt(!) mit Auto. Es war übrigens ein kleines, verlassenes Höhlenkloster mit 3! Räumen. 😂
Ich würde Euch gerne mit detaillierteren Informationen dazu versorgen, habe aber nur eine bulgarische Seite gefunden, die immerhin dem Umstand Rechnung trägt, dass das Kloster schwer zu finden ist, indem sie Fotos der Wege mit Hilfspfeilen anbietet. 😂
Aber nichts zum Alter oder so.
Weiter ging's, und kurz hinter dem Ort wurde es zumindest für Karin spannend. Ein wirklich großer Vogel schwebte rechts über den Feldern Richtung Tal. Ich bin dann wie ein Betrunkener mal schnell, mal langsam gefahren, um Karin ein paar gute Fotos zur Bestimmung zu ermöglichen. 🤪
Hat sie bekommen!
Ihr bekommt den Vogel demnächst mit ihren anderen Bildern zu sehen. Heute waren wir beide nur noch begrenzt Willens und fähig, Bilder zu bearbeiten.
Ich versorge euch wenigstens mit dem unverschnittenen Stoff, ein Video aus unseren gemeinsamen und vollständig bearbeiteten Fotos folgt.
Nach dieser Aktion wollten wir auf jeden Fall weiter bis zum Pass fahren und dann entscheiden, ob wir umkehren (kürzer) oder der geplanten Route weiter folgen (4-5 Stunden weitere Fahrzeit).
Also sind wir durch eine sehr abwechslungsreiche Gegend aus trockenen Feldern und kühlen Wäldern weitergefahren. Die Straße zum Pass ist zwar asphaltiert, aber der Zustand wurde zunehmend „bulgarisch“.
Es war eine schöne Fahrt und, obwohl wir hier früher schon einmal durchgefahren sind, kam es uns frisch und neu und wunderschön vor.
Auf der Pass„höhe“ gibt es weder ein Schild noch irgendein Nepplokal, aber es gibt einen Abzweig auf einen Feldweg, der laut Google Maps zu einem „View Point Balcan“ führt.
Wer nicht speziell danach in der Vergrößerung sucht, bekommt diesen „Aussichtspunkt Balkan“ gar nicht zu Gesicht.
Ich kannte ihn von meinem Motorrad-YouTuber Pavlín.
Dass uns unbefestigte Wege nicht aufhalten, sollte mittlerweile zu eurem Grundwissen über uns gehören, also rechts von der Straße runter auf die sehr staubige Piste.
In der Ferne seht ihr auf dem zweiten Bild die zahlreichen Fahrspuren- ratet!
Soweit unser Auto fährt, folgen wir der jeweils besser aussehenden Spur.
Ein Mordsspaß, schade, dass der neue Landrover Defender meines Schwiegersohns Brad in Alabama steht.
DAS wäre ein tolles Auto für diese Strecke.
Aber unser Dacia Duster schlägt sich auch ausgesprochen gut!
Lob muss sein, manchmal auch für ein Auto!
Witzigerweise endeten die Wege in einem Ort(!) am Ende der Welt.
Natürlich haben wir uns kurz angesehen, was das Ende der Welt so zu bieten hat.
Eine hübsche Bar/Restaurant, bevor alles zu Schotter wird, ein beeindruckendes Gehöft in historischem Stil UND ein Hinweisschild zu einem Hotel mit Pool!
DAS mussten wir uns ansehen, denn wer um Himmels Willen findet das und will hier hin?
Leute, das war so cool, dass ich das demnächst mal google. Am Hang gelegen mit Wahnsinnsausblick und tatsächlich mit Pool (wir sahen eine Frau im Bikini) und (!!!!) einer großen Menge großer Weinfässer, die deutlich erkennbar keine Dekoration waren.
Alkohol!!!
Sorry für den vielen Text, ich merke gerade, wie viele Eindrücke das heute waren. Kein Wunder, dass wir beide uns total kaputt gefühlt haben, als wir wieder zurück waren.
Also jetzt ganz kurz:
Wir sind auf der Asphaltstraße zurück, die von der anderen Seite ins diesen Ort führt, dann Richtung Westen, um wieder nördlich über die Berge nach Hause zu kommen.
Was auch immer ich programmiert oder das Navi entschieden haben, wir sind von der westlichen Passstraße auf einen (wen wundert's) weiteren Schotterweg geschickt worden - und es war wieder ganz toll.
Wie gesagt, es wird noch mehr Bilder in Form eines kleinen Films geben und ich bin sicher, es wird euch gefallen.
Ein echter Schurmann noch:
Wir fahren gegen Ende der Tour auf einer wunderschönen und brandneuen kurvigen Straße durch eine Gegend, in der wir bei einem unserer allerersten Urlaube Quartier hatten. Kennen wir also etwas. Da gab es diese eine Brücke links über den Fluss.
Immer dran vorbei gefahren, heute abgebogen.
Wie so oft endet es an einem Ort am Fuß der nächsten Berge und nur noch ein paar Wirtschaftswege führen weiter. Egal, das wollten wir ja nur sehen.
Auf dem Weg aus dem Ort schlug das Navi eine „kürzere“ Route zur Hauptstraße vor. Ihr müsst nicht raten - es war ein ziemlich übler Feldweg runter zum Fluss. Angeblich über eine weitere Brücke, an die wir uns beim besten Willen nicht erinnern konnten. Aber das Navi hat immer ...
Hier nicht!
Kurz vor dem Fluss wird der ohnehin rumpelnde Weg zu einem Pfad für mutige Fußgänger.
Naja, bis hierhin nichts Außergewöhnliches, werdet ihr denken. Stimmt.
Wir mussten wenden und sehen in vielleicht 100-200m eine riesengroße Betonkonstruktion. Sieht aus wie ein - tja, wie was?
Natürlich fahren wir den Feldweg dorthin.
ES IST EIN TUNNEL!
Ein zweispuriger (?) Tunnel ohne irgendeine Funktion oder Anbindung. Stockfinster natürlich und trotz Fernlicht zuerst kein Ende zu sehen.
Jetzt kommt's. Meine Lieblingsfrau sagt: „Fahr doch mal rein!“
Keine Ahnung, ob das altes/aktuelles Militärgelände ist, aus dem 2. Weltkrieg stammt, der Ablauf einer Staumauer ist oder der Boden vielleicht völlig unterspült und alles ohne Wendemöglichkeit...
Aber wenn meine Frau das wünscht.
Nur für euch werde ich jetzt mein Sofa verlassen und auf Karins Mac die Fotos suchen, damit ihr mir das glaubt. Unten füge ich die übersetzte Seite aus Chrome an, die ich gerade dazu gefunden habe.
Habt eine gute und gesegnete neue Woche auf gut befestigten Wegen - oder mit dem passenden Vehikel!
Die Diashow ist mittlerweile fertig und im nächsten Beitrag verlinkt!
Die vergangene ideologische Ära war geprägt von großen Bauprojekten. Einige von ihnen endeten mit Fanfaren, andere mit einem unrühmlichen Scheitern ...
Eines der bahnbrechenden Unternehmungen der vergangenen kommunistischen Regierung sind die noch unvollendeten Tunnel, die Teil der Eisenbahn sind. Strecke Sindel – Karnobat. Aufgrund verschiedener Umstände und zahlreicher menschlicher Fehler im Laufe der Jahre ist die Zeit bei der anspruchsvollsten Anlage – dem Tunnel in der Nähe des Dorfes Lozarevo – unwiederbringlich eingefroren.
Alles begann in den 1970er Jahren, als die strategische Entscheidung getroffen wurde, den Abschnitt zu verdoppeln und zu elektrifizieren, der heute Teil des internationalen Verkehrskorridors Nr. 8 ist. Die Projektlänge der Eisenbahn Die Strecke ist 123 km lang und umfasst zahlreiche Überführungen, Brücken und drei Tunnel, die durch die Hügel der östlichen Stara Planina führen. Die eigentliche Umsetzung dieses Großprojekts begann bereits 1987 nach Abschluss der erforderlichen Entwurfs- und geologischen Untersuchungen.
Die anfänglichen Bemühungen dieses beeindruckenden Unterfangens zielen auf die Umsetzung des arbeitsintensivsten Teils ab – den Graben des Tunnels in der Nähe des Dorfes Lozarevo mit einer Länge von 2811 m. Im Verlauf der Gesamtumsetzung wurden jedoch eine Reihe fataler Fehler gemacht entstehen, die zu drei schweren Unfällen führen. Aufgrund ungenauer geologischer Untersuchungen, einer anmaßenden Änderung der Baupläne und eines unsachgemäßen Aushubs der Tunnelröhre wurden nur etwa 1.700 m der geplanten Länge gebaut. Einen gravierenden Einfluss auf das Scheitern hatte auch die Veränderung der politischen Lage im Land im Jahr 1989. Aufgrund der knappen Finanzierung kam es danach immer wieder zu Unterbrechungen der Umsetzung, heute ruht sie gänzlich. Jetzt stehen die unvollendeten Eingänge der Einrichtung bedrohlich leer ...
Der südliche Eingang des Tunnels „Lozarevo“ liegt etwa 2 km vom gleichnamigen Dorf entfernt, von wo aus die Ausbruchlänge etwas mehr als 1400 m beträgt. Dies ist eine Folge der willkürlichen Änderung der Bautechnik durch den Tunnelbauer Am Standort ereignete sich der schwerste Unfall. Nach einer mehrjährigen Unterbrechung der Arbeitsabläufe kommt es zu einem massiven Einsturz des Tunnelbauwerks. Der Grund liegt darin, dass die Sekundärbetonschale zu diesem Zeitpunkt deutlich hinter der verlegten Primärschale zurückbleibt, die durch eine deutlich instabilere ersetzt wurde. Dies führt zu einer fatalen Verzögerung beim Bau der Anlage und bleibt eines von vielen teuren und unvollendeten Unterfangen.
Der nördliche Eingang des „Lozarevo“-Tunnels liegt ganz in der Nähe der Hauptstraße Schumen – Karnobat. Auf dieser Seite befindet sich der Tunnel mit einer Länge von etwa 300 m derzeit in einem relativ stabilen Zustand. Aber auch hier läuft es nicht rund. Aufgrund eines frühen Unfalls, bei dem eine verflüssigte Tonmasse austrat, wurde die Tunnelfront zweimal mit massiven Betonstopfen abgedichtet. Dort finden jedoch immer noch zerstörerische Prozesse statt, die am Eingang häufig zu Schlammverschüttungen und Überschwemmungen führen. Und im Inneren befinden sich noch immer die verlassenen Maschinen und Werkzeuge der Erbauer, was dem Ort eine Art apokalyptisches Flair verleiht.
Im Gegensatz zum beschädigten Tunnel in der Nähe von Lozarevo ist dieses Ende des Dorfes Daskotna vollständig fertiggestellt, allerdings nur auf dem „Papier“. Auch vom erfolgreichen Abschluss seiner mehrjährigen Odyssee ist er noch weit entfernt. Denn damit es nutzbar ist, ist der Bau der dazugehörigen Einrichtungen notwendig. Dabei handelt es sich vor allem um die beiden Brücken an seinen Enden, die die Durchfahrt der Eisenbahn gewährleisten sollten. die Route über den Fluss Luda Kamchia.
Hier waren wir. Das andere müssen wir uns vielleicht auch mal ansehen.
Daher steht es derzeit verlassen da und ist ein unnötiges Denkmal aus der kommunistischen Ära. Und das Einzige, wozu es jetzt dient, ist, eine ungewöhnliche Touristenattraktion zu sein.
Der Zugang zum nördlichen Eingang ist relativ einfach. Hierzu ist es notwendig, etwa einen halben Kilometer vor dem Dorf Vishna abzuweichen. Auf der rechten Seite sehen Sie einen ausgetretenen Feldweg, der weiter steil abfällt und Sie zur fertiggestellten Tunnelröhre führt. Die Länge beträgt 460 m und sie ist geräumig genug, um ohne zusätzliche Beleuchtung passiert zu werden. Das Innere des alten Bauwerks sieht bis auf ein paar kleinere Risse in der Betonverkleidung nahezu intakt aus.
Comments