Wir sind ja Rentner (ganz präzise natürlich nur Voruheständler und noch präziser nur einer von uns beiden) und können uns unsere Tage weitgehend selbst gestalten.
So haben wir uns einmal für unseren bulgarischen Ruhestand ausgemalt, dass wir Stoßzeiten mit vielen Menschen elegant vermeiden, also nicht Samstag oder Sonntag unbedingt an den Strand gehen oder Sehenswürdigkeiten aufsuchen.
Das wäre uns problemlos möglich, aber wenn man einmal kurz nicht aufpasst…
Heute sind wir wieder in die alten deutschen Verhaltensmuster zurück gefallen. Nachdem die letzten Tage durch meine Zahnbehandlung etwas strubbelig waren, sollte das Wochenende zur Entspannung dienen.
🤪 Was wir schon gestern überlegt hatten, nämlich durch die Stadt zu bummeln, haben wir auf heute verschoben, nachdem wir in verschiedenen Geschäften Kram erledigt hatten. Dazu gehörten der wiederholte, erneut vergebliche Versuch, Holz für meine Regalfensterbank zu kaufen, sowie der erfolgreiche, beim Ikea echtes leckeres Knäckebrot zu bekommen. Auch Leinöl konnten wir finden (nicht bei Ikea), was meine Grundversorgung für die nächsten Wochen sichert.
Also sind wir heute kurz nach Mittag aufgebrochen. Schon auf dem Weg sahen wir Menschenmassen durch die sonnigen Parks spazieren. Aber das hat uns nicht wirklich abgeschreckt, denn wir hatten sowieso überlegt, die Fußgängerzone auszulassen und uns stattdessen ein paar Nebenstraßen anzusehen, in die man sonst beim Vorbeifahren nur einen flüchtigen Blick erhascht (Srabblewort!).
Parken wollten wir am neuen Rathaus, was als Ausgangspunkt leicht wiederzufinden ist und weil wir nachsehen wollten, wo dort auf der Rückseite die öffentliche Bibliothek ist, die wohl auch deutsche Bücher haben soll.
Ja ja, uns ist schon klar, dass die sonntags nicht aufhaben wird, uns ging es darum, den Eingang zu suchen und zu finden. Ist uns gelungen!
Im Vordergrund links seht ihr ein Stück der Grünfläche vor dem archäologischen Museum. Das hat zwei Arten von Öffnungszeiten: von Juni bis Oktober täglich von 9-5 und von November bis Mai täglich von 9-5, aber: sonntags und montags geschlossen! Natürlich!
Nun ist es ja nicht so, dass wir kurz vor dem Parken eine Ausstellungswerbung für genau dieses Museum gesehen haben, die uns beide angesprochen hat. Aber es ist ja Sonntag!
😂
Dafür war das Wetter schön und ich konnte Fotos machen wie ein typischer Tourist. Bevorzugt sind das Bilder oder Motive mit Denkmälern, gerne auch etwas martialische sozialistische. Hier eine kleine Auswahl, darunter auch zwei Motive, die an die jüdische Bevölkerung, bzw. die jüdische Gemeinde erinnern.
Natürlich sind wir doch auf der Fußgängerzone gelandet, wir haben aber eine Entschuldigung: wir wollten uns eine Kirche ansehen, aus der am Heiligabend Menschen strömten, als wir nach einem Gottesdienst suchten. Vielleicht gibt es dort ja einen Ostergottesdienst, so war unser Gedanke und wir hatten die Hoffnung auf einen Aushang oder ähnliches.
Diese Kirche lag nun einmal fast unmittelbar an der Fußgängerzone, so dass wir dann doch anschließend ein paar Meter Straße mit den vielen Menschen geteilt haben.
Hurra, es ist eine Methodistische Gemeinde - also Evangelen.
Dass die solch eine riesige Kirche mitten in der Stadt haben, verwundert mich. Dass ich Ihren Internet Auftritt Weihnachten nicht gefunden habe, irritiert mich.
Falls sie dort Englisch sprechen, könnte ich ja als Webmaster anfangen, um dem abzuhelfen. Mal sehen was Karin davon halten würde.
Die Fußgängerzone war tatsächlich sehr gut gefüllt, wir sind dann nach einigen Metern erst einmal in eine offene kleine Kirche gegangen. Wer unseren Blog von Anfang an verfolgt, wird sie aus unseren Anfangstagen kennen. Aber dort drin war es nicht windig und ein kurzes Gebet (und eine unevangelische Kerze von Karin) für den vor genau einem Jahr gestorbenen Uwe fand dort einen guten Platz.
Ganz nebenbei (im buchstäblichen Sinne) fanden wir auch den Eingang zu einem empfohlenen günstigen Schneider.
Dann aber endlich Nebenstraßen. Schön! Es war jetzt schon ein netter Spaziergang, vielleicht schaffen wir es auch einmal, wenn es grün ist und man Sommersachen tragen kann. Auch ein Eis im Straßencafé oder ein Bier würden dann sicherlich mehr Genuss bereiten.
Zurück zu Hause gab es erst mal ein Gläschen Wein und gegrillten Speck mit Kiril im Garten, dazu gab es dann einen Meinungsaustausch zum Kriegsgeschehen. Ich bin immer mehr davon überzeugt, dass es besser ist, sich nicht ununterbrochen volldröhnen zu lassen. Ich lese in einer News-Übersicht die Schlagzeilen und entscheide von Fall zu Fall, ob ich den passenden Artikel aufrufe. Alleine in der Übersicht sehe ich schon, wie oft Ähnliches, Mutmaßungen und platte Wiederholungen vorkommen.
Ich vermute schwer, dass man im normalen Fernsehprogramm Lücken ohne Kriegsthema suchen muss. Das ganze dann noch verbunden mit Teuerungen und bedrohlichen Szenarien, damit kann man 26 Stunden Sendezeit pro Kanal und Tag füllen. Irgendwo habe ich vor Jahren einmal gelesen, man solle auf die Tageszeitung verzichten und stattdessen ein Wochenblatt beziehen. Dort würde man dann nur noch die Nachrichten finden, die über einen Tag hinaus relevant wären. Ich gebe zu, das schaffe ich auch nicht ganz, einerseits ist das Smartphone mit den News zu nah, andererseits scheue ich die Kosten für ein Abo. 😎
Glücklicherweise werde ich von netten Menschen mit zusammenfassenden Artikeln verschiedener Wochenzeitschriften versorgt.
Ansonsten wurde hier weiter frühjahrsgeputzt (natürlich nicht sonntags!) aber ein Ende ist abzusehen. So groß ist das hier nicht und zwei Menschen machen nicht so wahnsinnig viel Dreck. 😎
Nur die Fenster sind noch fällig
Morgen geht es dann noch einmal in die Zahnklinik, wobei ich hoffe, dass es sich wirklich um den letzten Besuch für das nächste halbe Jahr handelt. Mit Karin hatte ich besprochen, mir zur Belohnung für die anstrengenden Tage im Whiskyladen auf dem Weg (zwischen uns und der Klinik) einen leckeren Tropfen zu gönnen. Zu meinem Schrecken habe ich gerade eben auf dem Rückweg entdeckt: Geschlossen und leergeräumt!
Das machen die doch extra!
😢
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