top of page

Sehenden Auges in Warna zurück

Nachdem ich gestern, also am Mittwoch, noch den ganzen Tag mit geschlossenem Auge Beifahrer gespielt habe, kann ich heute wieder ziemlich gut gucken.

Gott sei Dank!

Es war wirklich schwierig, ganz entspannt, mit geschlossenen Augen nicht zu gucken oder zu blinzeln.

Karin musste also tatsächlich die 2000 km von Schleife (dem Geburtsort meines Vaters) bis Warna komplett alleine fahren.

Nun ja, bis auf die ersten 20 km – aber so kleinlich will ich mal nicht sein.

Und 2000 km nur Regen!

Die Arme!

Für Montag habe ich einen Termin beim hiesigen Augenarzt bekommen, mal sehen was der sagt.

Aber nun will ich euch kurz auf den Stand bringen:

Die letzten beiden Tage in Duisburg haben wir unter anderem mit der Familie eines netten Motorradfahrers aus unserer Gemeindegruppe verbracht. Ihn habe ich kennen gelernt, als er sich unserem Motorradtreff anschloss.

Wie er mir nach dem zweiten Treffen verriet, wollte er kirchlich heiraten, aber da er mit seiner Frau gerade erst in die Gemeinde gezogen war, wollte er sich den zuständigen Pfarrer erst einmal ansehen. Als er im Gemeindebrief/Internet las, dass der Motorrad fährt, dachte er sich, den schaue ich mir mal live an.

Offenbar hatte ich die Prüfung bestanden, denn ich durfte die beiden verheiraten und vor etwas über einem Jahr gab es dann auch Nachwuchs, den Karin und ich jetzt zum ersten Mal zu Gesicht bekamen. Ein wirklich süßes, kleines Mädchen in einer wirklich netten kleinen Familie.

Ursprünglich wollten wir schon am Donnerstag fahren, hatten das aber auf Freitag verlegt, weil Jana uns gebeten hatte, vormittags in der Wohnung zu sein, weil ein Handwerker eine Schranktür liefern sollte. Offensichtlich gab es da ein Missverständnis zwischen Vater und Tochter, denn die Schranktür wurde schon mittwochs geliefert. Das wiederum war gut, weil mein Hausarzt mir die Medikamente, die in Bulgarien nicht zu bekommen sind, erst verschreiben wollte, nachdem er mich von Angesicht gesehen hätte. Ich bekam nämlich einen Termin für Donnerstagmorgen.

Ich komme also zu dem Hausarzt in die Praxis, bin gerade dabei, mich anzumelden, da kommt er aus seiner Praxistür gestürmt, wirft dem Personal seinen Schlüssel hin mit den Worten: Ich muss ganz dringend weg!

Nix war's mit persönlich sehen!

Die Kollegin aus der Praxisgemeinschaft hat mich dann empfangen, mir den Blutdruck gemessen und die Medikamente verschrieben. Das hätte auch einfacher gehen können.

🤷🏼‍♂️

Immerhin konnte ich danach mit Karin noch zu einem Abschiedskaffee bei unseren netten Vermietern aufschlagen.


Die Missverständnisse gehen weiter: Tatsächlich hätten wir gar nicht am Donnerstag fahren können, denn Donnerstagnachmittag wurde unser Weihnachtsgeschenk eingelöst, das wir mit den anderen zusammen an Jana verschenkt hatten, nämlich einen Besuch beim Starlight Express.

Inklusive Babysitten!


Am Freitag Morgen war alles verpackt, unser Dacia voll bis ans Dach und wir konnten los Richtung Osten, in die Heimat meines Vaters.

Dorfkirche in Schleife - meine Konfirmationskirche

Bei meinem Cousin Andreas, der im großelterlichen Haus lebt, durften wir übernachten.

Kurz vorher noch einen Halt, um der Gastgeberin ein Blümchen zu kaufen.

Gegenüber vom Blumenladen

Wir waren schon wieder deutlich über ein Jahr nicht mehr dort, also gab es viel zu erzählen – auch wenn die beiden fleißige Leser unseres Blogs sind.

👍

Am nächsten Tag wollten wir mit ihm und seiner leider kranken Frau einen Ausflug machen; aus den zur Wahl stehenden Möglichkeiten haben wir uns für einen kurzen Besuch im Spreewald entschieden.


Nur noch einen kleinen Happen essen und schon waren wir zu spät bei der letzten lebenden Tante. Das wiederum führte dazu, dass wir dort auch bei Kaffee, Kuchen und Erzählen kleben geblieben sind und deswegen keinen weiteren Besuch mehr geschafft haben.

Meine Tante hat (als ehem. Kantorin!) unseretwegen das weihnachtliche Bläserkonzert sausen lassen!

Hier verlassen die Besucher gerade die Kirche.


Meine Cousinen müssen dann das nächste Mal unseren Besuch ertragen.

😇

Nun also endlich Richtung neuer Heimat. Nach vielleicht 20 km juckte und schmerzte mein Auge so sehr, dass ich Karin bat, weiter zu fahren. Immer wieder habe ich versucht, ob ich etwas sehen kann, aber die Schmerzen wurden schlimmer statt weniger.

Ich hatte noch Salbe von der letzten Bindehautentzündung, die ich mir regelmäßig ins Auge habe schmieren lassen, es wurde aber nicht besser.

Die Unterkunft wollte 28 € (inklusive Frühstück), hatte einen kostenlosen Parkplatz und lag völlig zentral neben einem großen Tesco Supermarkt, der uns mit Abendessen versorgt hat. Eigentlich ideal!

Wir haben dann völlig schmerzfrei gefragt, ob wir vielleicht die leerstehende Bar fürs Abendessen mit unseren mitgebrachten Sachen benutzen könnten, und wir erhielten zur Antwort, die würde gleich geschlossen aber man hätte noch einen kleinen Raum, in den wir uns zum Essen zurückziehen könnten. Nichts Besonderes, aber auch hier: sehr freundliche Leute!


Tatsächlich war die Nacht ziemlich ruhig – bis morgens um sechs. Zuerst schien es alles vorbei, aber dann gab es ein falsches blinzeln/Augenbewegung, und ich habe mich vor Schmerzen gekrümmt, großer Mist!

Noch mal Salbe, noch mal hingelegt, denn um diese Uhrzeit würde ich wohl keinen Arzt finden. Es wurde wieder etwas besser, aber um 8:30 Uhr ging das Ganze eher schlimmer von vorne los!

Nix war mit dem bezahlten Frühstück, stattdessen ging's ins Krankenhaus.

Erster Versuch mit der Adresse von unserer Rezeption war ein Fehlschlag, aber ein netter Pfleger dort ließ für uns seine Patientin im Bett im Gang stehen(!), um uns die Adresse eines anderen Krankenhauses zu geben. Leider sprach er nur slowakisch, weswegen ich auf dem iPhone versehentlich die falsche Klinik eingegeben habe. Das war dann die Poliklinik in einem großen Betrieb, also eher ein Betriebskrankenhaus – da waren wir auch falsch.

Also auf zum dritten. Das lag tatsächlich in Sichtweite des ersten, wir sind also etliche Kilometer umsonst durch die Gegend gefahren. 🤯

Ich weiß nicht, ob ich manches von dem, was ich hier erzähle, schon geschrieben habe, aber seht das einem alten, kranken Mann nach. 🤧😷🤕🤪😵‍💫

Auf jeden Fall kamen wir dort in der Notaufnahme an und die Frau hinter dem Schalter beschloss spontan, alles stehen und liegen zu lassen, hinter sich abzuschließen und uns persönlich den Weg zur Augenstation zu zeigen. Dort angekommen stellten wir fest, dass niemand da war! Wie gut, dass die Dame uns begleitet hatte, denn so führte sie uns auf eine andere Etage, auf der tatsächlich gearbeitet wurde. Einige Leute waren vor uns dran, es gab keine richtige Aufnahme, aber ab und dann öffnete sich eine Tür, und eine Sprechstundenhilfe/Krankenschwester schaute raus. Ich saß die ganze Zeit mit geschlossenen Augen auf einem Stuhl und litt vor mich hin, während Karin buchstäblich die Augen offen hält, um einen Platz in der Wartereihe zur Behandlung zu ergattern. Auch hier haben wir wieder festgestellt, wie freundlich die Menschen einem begegnen können. Ein jüngerer Mann konnte gut englisch und half Karin. Natürlich war es wieder ein Problem, dass ich keine Krankenkassenkarte besitze, aber nach einigem hin und her fragte die Krankenschwester den Übersetzer vorsichtig, ob wir eventuell 20 € in bar bezahlen würden. Karin meinte, er habe das genauso vorsichtig fragend an sie weitergegeben, wie es bei der Krankenschwester geklungen hätte.

😂

Ich sag mal so, bei funktionierender Hilfe gegen meine Schmerzen hätte ich auch höhere Beträge bezahlt!

Der nette Übersetzer ließ uns letztendlich sogar noch vor sich in den Behandlungsraum!


Augen gereinigt, Lider gereinigt, alles betäubt, Salbe rein, mehrmals bedenklich mhmh, oh-oh und „dangerous“ gesagt, dann war ich fertig. Aber auf jeden Fall in Warna beim dortigen Arzt vorstellig werden!

Termin ist gemacht, nächsten Montag bin ich dort, wenn es so ruhig bleibt wie es im Moment ist, sonst lerne ich auch in Warna eine Notaufnahme kennen. Ist allerdings nicht mein wichtigstes Ziel für dieses Jahr.

😇



Weil wir erst um die Mittagszeit los kamen, war eigentlich klar, dass wir unser Tagesziel in Rumänien wohl nicht erreichen würden. Karin konnte also frei entscheiden, wann wir eine Übernachtung anpeilen würden. Da es die ganze Zeit geregnet hatte und schon dunkel war, haben wir dann über booking.com eine ungarische Unterkunft in Grenznähere angesteuert.

Unterwegs hat Karin mir immer mal wieder erzählt, wie gerade die Landschaft aussah, durch die wir gefahren sind: Hier ist eine schöne Motorradstrecke, hier sind schöne Berge, dieses Dorf ist schön, ohne Regen würden wir noch mehr sehen!

Wahrscheinlich muss ich einen Teil der Strecke tatsächlich noch einmal mit dem Motorrad fahren.

Es gibt da so Pläne mit dem Cousin...

Von der Unterkunft in Ungarn bis nach Warna wären es über 11 Stunden Fahrzeit gewesen, also war auch diesmal klar, dass wir mindestens noch eine Übernachtung einzuplanen hätten, bei schlechtem Wetter und ganz miserablen Verkehrsbedingungen eventuell auch zwei.

Auch hier haben wir während der Fahrt das Internet genutzt, um nach Einbruch der Dunkelheit ein Quartier (günstig und zügig erreichbar) zu buchen.

Wir sind in einem netten Motel zwischen Durchgangsstraße und Fluss gelandet - 24€ ohne Frühstück. Die hatten sogar ein Restaurant, wo wir uns ein warmes Abendessen gegönnt haben.


Wie blöd es ist, wenn man nicht ordentlich gucken kann, habe ich dann gesehen, als ich dem Routenvorschlag von Google Maps für den nächsten Tag erst nicht folgen wollte.

Es sah nämlich für mich so aus, als würde er uns über einen der beiden Motorradpässe mitten in Rumänien führen, also Transalpina oder Transfăgărășan. Das habe ich ein paarmal auf dem iPhone überprüft, weil ich mir das nicht vorstellen konnte, jetzt im Januar!

Das Ergebnis war: Der Routenplaner meinte die Talstraße zwischen diesen beiden Pässen!

🦯👩‍🦯🦮🦯


Erwähnte ich schon, dass ich auch diesen Tag komplett mit geschlossenen Augen unterwegs war? Lediglich, um ab und an bei der Navigation zu helfen oder beim Tanken waren sie offen (tat weh), ansonsten habe ich meine Augen strikt geschont.


Karin war der Meinung, sie hätte genug Strecke gemacht, um am nächsten Tag bis nach Hause zu kommen. So war es auch, wieder mit geschlossenen Augen!

Wir konnten sogar problemlos noch beim Lidl vorbeifahren und etwas Brot und Aufschnitt besorgen(mit offenen Augen), denn nach Kochen war uns nicht.

Wir haben auch nur die zwei Koffer mit Kleidung hoch getragen, den Rest habe ich heute nach und nach aus dem Auto in die Wohnung gebracht. Karin hat das Wäschewaschen angefangen und ich habe mich beim Wegräumen nützlich gemacht, alle Geräte wieder an den Strom gebracht und die ersten Dinge wie Mietzahlung und Nebenkosten (und Flugbuchung für unsere Nachbarn😎) geregelt.

Lea hat unsere Blumen und den kleinen Freund gut gepflegt, wie sich hier sehen lässt.


Karin war sofort nach der ersten Wäsche nicht mehr zu halten und unterwegs in die Mall, um ihren Weihnachtsgeschenk-Ring an ihren Ringfinger anpassen zu lassen.

Wenn er zurückkommt, zeige ich euch mal ein Foto davon.


Bis dahin müsst ihr euch mit ein paar von Karins Fotos von der Hinfahrt begnügen.



Vielleicht gibt's auch noch vorher einen Blog-Beitrag.


48 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


Unser Blog wurde zu groß und kostet jetzt Geld beim Anbieter. Mehr dazu HIER!

Falls Ihr Euch an den Kosten beteiligen möchtet, geht das per Überweisung auf unser Konto

IBAN - DE76500333002030597900 oder über Paypal

PayPal ButtonPayPal Button
bottom of page