Sieht so etwa Unwetter aus? Das war nämlich gestern für kurze Zeit der wunderschöner Ausblick aus unserer Wohnung. Kurz nach dem Regen glitzerten die Blätter in den hervorbrechenden Sonnenstrahlen und es wurde richtig schön warm.
Doch zu früh gefreut. Ein kurzer Schauer ruinierte diesen romantischen Augenblick kurze Zeit später. Zur Besserung unserer Stimmung trug dann aber die Einladung zum Abendessen bei. Kiril hatte vorgestern Fisch gekauft, laut eigener Aussage wurde er inspiriert durch meine Durchsicht der Angelausrüstung. Er hatte einen riesigen silbernen Aal vom Fischmarkt gekauft, ausgenommen, aber nur ein kleines Teilstück gegessen.
Ob wir Lust hätten, für das Hauptstück herunter zu kommen? Hatten wir!
Der Ex-Schwiegervater briet die Aalstücke an, während Simona und Schwiegermutter mit Kiril in der Küche Salat, Fischsuppe und Kartoffelpüree vorbereiteten.
Was soll ich sagen? Es war köstlich! Normalerweise bin ich eher ein Suppenkasper, während Karin darin baden kann. Aber ich kann durchaus beurteilen, ob Suppe lecker ist oder nicht. Diese war wirklich köstlich, mit Kartoffelstückchen, Petersilie, Aal und etwas Lachs. Aal wiederum kannte ich nur als Räucheraal vom Steinhuder Meer, von wo ihn meine Eltern öfter mal besorgten.
Man kann ihn offensichtlich auch in Stücken panieren und braten. Mein Ziel: Demnächst selber einen im Meer fangen.
Natürlich musste ich das googeln, denn normalerweise kenne ich es nur so, dass Aale irgendwo im Süßwasser gefangen werden. Aber wenn sie geschlechtsreif sind und zurück in die Saragossasee wandern, verfärben sie sich silbern und können dann auch im Meer (dieser vor Griechenland) gefangen werden.
Im Internet stand ebenfalls, dass der Bestand extrem gefährdet ist, warum ich verwundert bin, dass Kiril so einen Fisch auf dem Markt bekommt. Vielleicht ist das ja eine häufigere Unterart.
😇
Leider habe ich versäumt, den Fisch zu fotografieren, als er noch aussah wie eine hässliche Schlange. So gibt es also nur Fotos vom zubereiteten Aal. Da sieht er übrigens deutlich besser aus.
Natürlich gab es den hiesigen Sitten entsprechend den Rakia zu Beginn. Vierfach destillierter Birnenschnaps, vom Schwiegervater selbst gebrannt. Mit Birnen in der Flasche. „Besuch bekommt den nicht!“ 😇
Es war aber der letzte Rest (köstlich und eine besondere Ehre), so dass Kiril dann einfach das Glas fürs Bier weiter benutzt hat. Sah witzig aus.
Am Ende des netten Abends fand ich dann einen der abendlichen Krawallmacher an der Wand vor der Wohnungstür. Sehr niedlich, also habe ich ein Foto gemacht und dann Karin gerufen, die trotz erkennbaren Widerwillens von Simona den Kleinen einfing und mit zu ihr runter nahm.
Gerade einmal daumenlang und nur etwas breiter. Karin meint, es sei ein Laubfrosch. Meine Namensgebung: Schwarzmeerhüpfling.
Heute sollte dann ein Premierentag für uns sein - Kultur in Varna!
Doch der Tag begann tatsächlich mit so etwas wie Arbeit. Zuerst schickte mir meine Tochter ein paar Ferienhaus-Vorschläge, die ich begutachten und auf Google Maps ausfindig machen sollte. Check!
Dann bekam ich die Anfrage, ob ich eine Prüfungsarbeit lesen möchte und gegebenenfalls Tipps oder Korrekturen anbringe. Check!
Jetzt aber zur Kultur, dem Feuilleton in unserem Blog!
Es gibt eine Internetseite namens Varna24, die, wenn man sie mit Google Chrome aufruft, von bulgarisch in mittelprächtiges deutsch übersetzt wird. Ich gucke da ganz selten drauf, aber vor ein paar Tagen habe ich es gemacht. Dort stand, dass im botanischen Garten von Warna zum 130. (oder 140.) Jubiläum ein Rosenpavillon neu eröffnet wird. Zum normalen Eintrittspreis von sage und schreibe 5 Leva sind die Bürger von Warna eingeladen, sich bei Wein und Häppchen verschiedene Musikinterpreten anzuhören und die neuen Rosenarrangements zu bewundern.
Da wollten wir heute Abend 1 Stunde vor Beginn hin, um uns erst den botanischen Garten anzusehen und dann den Wein und die Häppchen samt der Musik zu genießen. Heute Nachmittag sitze ich auf dem Balkon und erledige noch ein paar eher unwichtige Sachen im Internet, als mir der Gedanke kommt, noch einmal die Internetseite aufzurufen. Ihr dürft dreimal raten:
Nix war’s mit Häppchen! Für ganz Bulgarien ist eine Unwetterwarnung ausgesprochen worden, die bis morgen oder sogar übermorgen gelten soll. Starke Quellbewölkung führt zu örtlich extremen Regenfällen, Gewitter und Hagel.
Natürlich ergibt ein Open-Air-Event unter diesen Bedingungen keinen Sinn. Bitte dreimal raten, was es den ganzen Abend (bis jetzt gegen 23 Uhr) in Warna nicht gegeben hat.
Nix Regen, nix Gewitter, nix Hagel. Ok, das war doppelte Verneinung, aber für den sprachlichen Effekt lasse ich das so.
Wenn wir hier das erste Mal ins Theater wollen, wird es wahrscheinlich vorher abbrennen. Vielleicht sollten wir das also besser gar nicht erst versuchen, um das kulturelle Leben in Warna nicht zu ruinieren.
Apropos ruinieren: Wir mussten uns ja nun selber ums Abendessen kümmern. Da sind Nudeln mit Hackfleischsoße (Tomate, Paprika und Pilze sollten auch rein) eine gute Idee, weil alles vorrätig ist, sogar der passende Rotwein.
Ich hole also alles raus, um mit der Vorbereitung zu beginnen (eigentlich ist das Rausholen schon Vorbereitung, oder?) und will das Olivenöl zum Anbraten erhitzen - nix!
Der Herd reagiert nicht. Einschalten geht, Platte anstellen geht nicht!
Das Ende vom Lied ist eine dauerleuchtende Herdplatte.
Kiril hat uns dann die Kochplatte gegeben, mit der gestern draußen die Fischstücke gebraten wurden und so konnten wir schön nacheinander alles fertig kochen.
War selbstredend sehr lecker.
Mal sehen, was nun mit dem Herd wird und ob es morgen dann mit dem Wetter noch aufregend wird. Wir müssen nicht raus und wenn doch, ist Lidl hoffentlich wasserfest.
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