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Ich habe Ferien, da muss ich nicht denken!

Vorwort

An diesen Ausspruch meiner Tochter Anika vor vielen, vielen Jahren musste ich denken, bevor ich diesen Beitrag begonnen habe.

Sie war noch in der Schule, es ist also wirklich lange her, da fuhren wir während der Ferien irgendwo hin und im Gespräch kam eine Frage auf, die normalerweise von meinen Kindern im Schlaf beantwortet werden würde. Aber nicht dieses Mal. Irgendetwas Dummes gab es als Antwort und auf meine verwunderte Reaktion erhielt ich obige Antwort.



Vorwort vorbei.

 

Beginn Hauptteil.

Nachdem unsere Kinder und Enkelkinder Richtung Deutschland entschwunden waren, konnten wir unseren Gefühlen freien Lauf lassen:

kaputt, zerschlagen, ausgelaugt, zerquetscht,

setzt diese Reihe beliebig fort und ihr habt einen Eindruck.

😎

Natürlich übertreibe ich maßlos, aber wir haben es wirklich genossen, uns einfach fallen zu lassen und uns mit massivem Nichtstun auszuruhen.

Leider hat das auch unser Gehirn betroffen.

Dazu drei Beispiele aus den letzten beiden Tagen, eins von Karin und zwei von mir.

Beginnen wir gestern mit Karin:

Ich sitze gemütlich in meinem Campingstuhl auf dem Balkon und tue – genau – nichts. Karin war drinnen und wollte sich etwas zum Abendessen machen. Mein Plan war, vorhandenes Brot mit Belag zu essen, echtes deutsches Abendbrot sozusagen. Karin hatte Hefeteig angesetzt und pöante, sich mit Tomate, Käse und Schinken eine Art Pizza zu machen.

Plötzlich kommt sie raus und bittet mich, ihr zu helfen. Sie sucht einen kleinen Teigroller. Alles habe sie schon abgesucht, mehrmals sogar, aber das Teil sei nirgends zu finden. Während ich sogar infrage stellte, ob wir das Stück überhaupt mitgenommen haben, war sie sich sicher, es kürzlich noch benutzt zu haben. Also bin ich widerstrebend auf einen Stuhl gekrabbelt und habe ganz oben, ganz hinten im Schrank bei den selten benutzten Küchengeräten nachgesehen. Ich balancierte noch vor mich hin, da kam von schräg unten ein mittelschweres Stöhnen.

Der Teigroller lag plötzlich und unerwartet offen sichtbar direkt neben dem Teig auf der Arbeitsfläche!

Teleportation war die einzige Erklärung die uns dazu einfiel. Alle anderen wären zu peinlich, siehe oben.


Nun bin ich dran, immer doppelt so viel wie du!

Nach dem Ruhetag gestern hatte ich mir vorgenommen, mein Motorrad zum bulgarischen TÜV zu bringen. Kiril hatte herausgefunden, dass direkt neben der Metro eine Prüfstelle aufgemacht hat, die für 25 € die Untersuchung durchführt. Er schlug vor, bei der Gelegenheit auch direkt einen Metro-Ausweis für mich zu besorgen, was hier auch für Privatpersonen einfach möglich sein soll.


Natürlich sprang das Motorrad nicht sofort an, die Batterie war leer. Weil ich so etwas geahnt (gefürchtet) hatte, war ich noch nicht in voller Montur unten, sondern trug lässige Rentnerbekleidung. Während das Ladegerät seinen Dienst versah, habe ich kurz mit Kiril überlegt, ob ich alle Sachen dabei hätte, die ich brauchen würde.

Check!



Die Batterie ist endlich geladen, die Kombi komplett angezogen und ich bin los Richtung Metro. Dort angekommen war es kein Problem die TÜV Prüfstelle zu finden. Der freundliche Mann am Schalter sprach sogar etwas Englisch und teilte mir mit, dass erst morgen Vormittag ein Termin frei sei.

Naja, immerhin ist der Termin um 11:20 Uhr, was eine durchaus akzeptable Zeit darstellt: nach dem Aufstehen und vor der Mittagshitze.👍

Also habe ich mir einen Parkplatz in einem unbenutzten Dreieck bei den Behindertenplätzen gesucht und bin in die Metro getappert.

Die freundliche Frau am Eingang sprach leider kein Wort Englisch, aber mit Händen und Füßen konnte ich ihr deutlich machen, was ich von ihr wollte. Ich gab ihr den Ausweis und bekam einen handschriftlich ausgefüllten kleinen Zettel zurück. Was ich damit sollte, konnte sie mir nicht beantworten, sie sprach ja kein Englisch! 😂

Nachdem ich zuerst einen Englisch sprechenden Mitarbeiter gesucht habe, bin ich auf die Idee gekommen, die Übersetzungsfunktion meines iPhone zu benutzen. Und siehe da: Ich hatte einen Tagesausweis für ausländische Gäste.

Na, dann mal gucken, was die Metro hier bietet.

Zum Beispiel die Hausmarke Aro.



Mit dem Thunfisch wollen wir die Reste von Karins Fake-Pizza belegen und morgen essen. Warum morgen und nicht heute? Die Antwort kommt später.

Bis hierhin ist es ja noch kein Drama gewesen!

Nachdem ich etwas durch die Gänge geschlendert und heldenhaft an den Sonderangeboten mit Whisky vorbei gegangen war, bin ich mit den beiden Thunfischdosen an der Kasse – und finde mein Portmonee nicht!

Wenn ich Motorrad fahre, haben alle Dinge die ich mitführe, einen fest definierten Platz. Anders kommt man bei dem vielen Auf- und Absteigen, An- und Ausziehen nicht klar.

Leute, in der Metro war es klimatisiert, aber plötzlich lief mir literweise der Schweiß den Körper herunter. Nach der Erfahrung von Karin gestern konnte ja alles möglich sein. 🤪

Zu Hause liegen gelassen – keinesfalls!

Am Eingang der Metro – auch nicht!

Vielleicht beim TÜV, wo ich den Termin ins iPhone eingetragen habe – kann eigentlich ebenfalls nicht sein!

Dann vielleicht auf dem Weg zwischen TÜV Station und Metro-Eingang verloren?

Egal, meinen Thunfisch liegen gelassen und zum Motorrad. Vielleicht ist es ja mit dem Helm im Koffer?

Leider wieder nein.

Als ich versuche, mit meinen nervösen Händen den Helm auf den Kopf zu schieben, sehe ich einen hageren Mann in schwarzer Kleidung auf mich zukommen. Mein erster Gedanke: Jetzt saugt er mich vielleicht an, weil ich auf dieser Ecke am Behindertenparkplatz stehe. Das kann ich jetzt gerade gar nicht gebrauchen.

Er ist etwa 10 m entfernt, da spricht er mich an. Natürlich bulgarisch!

Ich verstehe aber das Wort: „Portmonee“!

Also kein Anschiss wegen Falschparkens sondern vielleicht…

Ich antworte also ebenfalls: „Portmonee!“ und er winkt mich in seine Richtung.

Ich gehe hinter ihm die ganze Front der Metro ab bis zum letzten Eingang. Rechts um die Ecke steht ein weiterer Herr vom Sicherheitsteam und neben ihm liegt – mein Portmonee!

Ich nehme es, und möchte ihm etwas Geld in die Hand drücken nachdem ich mich perfekt Bulgarisch bedankt habe, doch er lehnt zweimal ab und geht.

Ich war immer noch verschwitzt aber sehr entspannt.

Freundliche Leute hier!

 

Zweiter Hauptteil



Vor ein paar Tagen hatte ich ein YouTube-Video gesehen, das mein bulgarischer Motorradfahrer-Nachbar Pawlin hochgeladen hat. Es ging um ein paar weniger bekannte Ziele rund um Warna. Eins davon wollte ich heute mit Karin besuchen, aber ohne ihr zu verraten, wohin es gehen sollte. Aus verschiedenen, oben genannten, Gründen wurde es etwas später bis wir loskamen.


Mit den Kindern hatte ich zuletzt den Tank leer gefahren und wollte ihn vor der Tour wieder auffüllen.

Eine kleine Anmerkung zum Tanken hier: Zur Entlastung der Bürger dürfen diese beim Bezahlen ihre Fahrzeugpapiere vorzeigen und wenn daraus hervorgeht dass es ein Privatfahrzeug ist, erhalten sie 25 % Rabatt.

Natürlich gab es den Rabatt nicht bei der Tankstelle die ich zuerst angefahren bin. :-(

Aber bei der nächsten standen ein paar Kunden an der Gaszapfsäule, woraus ich messerscharf schloss, dass hier wohl der Rabatt gewährt wird.

Während das Gas in meinen Tank trödelt, hole ich schnell Bargeld am Automaten, denn vielleicht ist ja am Ziel die Möglichkeit, etwas Leckeres zu trinken. Das Bargeld ist mir nämlich im Zuge der Kinder-Action auch ausgegangen.

Mit dem Geld in der Hand gehe ich kurz zum Auto zurück, um dem Tankwart ein kleines Trinkgeld zu geben. Der Tankvorgang war gerade fertig, also bin ich wieder zurück, zur Kasse.

Juchuu, es gab den Rabatt. Während ich mich noch darüber freue und mir vor lauter Begeisterung über die guten Momente dieses Tages eine Zigarre kaufe, klopft jemand auf meine Schulter. Es ist der Tankwart von draußen. Und in seiner Hand hält er – meine Visa-Karte!

Hatte ich im Automaten gelassen.

Was eigentlich gar nicht geht.


Das habe ich Karin im Auto erst gar nicht erzählt. Was soll sie denn von mir denken?


So, jetzt wird es aber wirklich schön!

Wir sind nämlich zur magischen Quelle gefahren.

Diesen Ort hatte Pawlin empfohlen und ich fand die Videos von dem Ort so schön, dass ich mir das ansehen wollte.

Man fährt etwa eine halbe Stunde aus Warna heraus, eine neue Straße, die aber recht langweilig geradeaus geht. Irgendwann kommen ein paar Hügel durch die die Straße sich windet, aber danach wird es wieder flach und man sieht auf der einen Seite einen hässlichen kleinen Industrieort und auf der anderen Seite die Autobahn und ein großes Kalkstein/Zementwerk. Laut Navi war das Ziel offensichtlich genau dazwischen?!

In Bulgarien ist vieles möglich, also bin ich dem Navi einfach gefolgt. Und es hat sich gelohnt!

Zuerst haben wir uns einfach in den Hof gesetzt, ein Bier bestellt und den Ausblick auf den kleinen Fluss bewundert.



Die Speisekarte war dann doch zu verlockend, als dass wir es nur bei dem Bier belassen hätten. Während wir auf die bestellten Sachen warteten, ist Karin ein wenig umhergelaufen, bloß um nach wirklich kurzer Zeit zurückzukommen und mich in die Richtung zu schicken, in die sie gegangen war.

Dort gab es FISCHE!

In Massen und mit Maßen bis locker 80/90cm!




Und nein - ich weiß nicht, was das für Fische sind!

Und abermals nein - ich hatte keine Angel dabei!


Gegenüber auf der andern Seite des Bachs war ein kleiner Nutztierbereich, u.A. mit Zwerghühnern und deren nochmals miniaturisierten Küken. Da überlege selbst ich, ob man nicht…

Kiril würde uns killen, wenn Hühner seinen Rasen zerpicken würden.

(Schlechtes Deutsch, ich weiß. Geht heute nicht mehr besser)

Karin hat ein paar Eindrücke von der anderen Seite mit ihrer Kamera eingefangen, leider ohne Zwerghühner.



Nach dem Essen bin ich noch einmal kurz gucken gewesen und habe sofort Karin geschickt. Ich hatte nämlich die Quelle gefunden!

Karin ist dann mit meinem iPhone los und hat diese Fotos gemacht. Das dritte Bild ist NICHT bearbeitet.



Für die Interessierten:

Es sind Karstquellen mit hohem Mineralgehalt.

 

Abschluss

Ihr habt die Bilder gesehen.

Das Essen war auch vorzüglich.

Uns ging es (wieder) richtig gut.



Auf dem Rückweg habe ich noch einmal bulgarisch am Straßenrand gehalten, damit Karin wild ausgesäte Sonnenblumen pflücken konnte.




Abspann

Für die Bildungsbürgerlichen noch einige Informationen aus der Erläuterung in der Speisekarte (mit Google übersetzt und von mir bearbeitet):

Varna trinkt seit 2000 Jahren Wasser aus diesen „magischen“ Quellen, in der römischen Stadt Macianopolis (in Devnia). Ihr Wasser entspringt einen Kilometer tief. Seine Temperatur ist sowohl im Winter als auch im Sommer konstant bei 18 Grad.

Die 6 eingefangenen Karstquellen von insgesamt 32, haben einen konstanten Durchfluss von 3600 Litern pro Sekunde. Ihr Trinkwasser muss nicht gereinigt werden und ist einzigartig in seinem Mineralgehalt. Allein der Fluss der magischen Quelle konnte früher ein Viertel von Varna mit einer Bevölkerung von 20.000 ernähren.

Früher gab es hier 36 funktionierende Mühlen, die den Lebensunterhalt eines großen Teils der Bevölkerung sicherten. Jetzt treibt das Wasser aus der Quelle nur noch eine an und es ist die, bei der Sie im Moment sind.

Der Legende nach wurde die Quelle vom römischen Kaiser Trajan selbst „magisch“ genannt.

Die Legende besagt, dass Marciana, die Schwester des Kaisers in dieser Gegend rastete. Als ihre Dienerin beschloss, Wasser aus der tiefen Quelle zu schöpfen, ließ sie das goldene Trinkgefäß fallen. Er sank, aber es dauerte nicht lange, bis es aus den Tiefen einer anderen Quelle aufgetaucht war. Der Kaiser erfuhr von dem seltsamen Vorfall und entschied, dass im Bereich der Quellen/des Flusses eine gute Gottheit leben müsse. Darum gründete er die Stadt im Bereich der Quellen/des Flusses und benannte sie nach seiner Schwester Parthia.


Heute weiß man, dass die Quellen unterirdisch verbunden sind. Die meisten (alle anderen?) werden industriell genutzt.


Und nach etwas Internetrecherche ist man erstaunt. Das war zeitweise die Hauptstadt des römischen Kaisers!

Sowat gibbet hier umme Ecke.









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