top of page

Feierabend


Ein Bild gibt es heute. Aber auch nur, weil ich gelernt habe, dass Artikel ohne Aufhängerfoto seltener gelesen werden.

Ich sitze also nach dem Abendessen im Heimkino und höre Musik. So ähnlich habe ich mir den Ruhestand ausgemalt.

Bis jetzt habe ich ja fast nur berichtet, was wir so machen und erleben. Heute habe ich keine Lust auf Netflix und Co, darum möchte ich mal ein paar andere Sachen schreiben. Alltag, wenn man so will.

Wo fängt man bei Alltäglichem an?

Ich fange mal irgendwo an und ihr müsst lesen, was mir so durch den Kopf geht. Wir schlafen viel, 10 Stunden locker. Dass ich ein bekennender Langschläfer bin, hat sich vielleicht rumgesprochen, aber Karin ist da eher unverdächtig. Wir denken, dass sich da das anstrengende letzte Jahr (oder die letzten Jahre) bemerkbar macht. Wir haben zwar nicht denselben Rhythmus, das stört uns aber noch überhaupt nicht. Wenn im Sommer Strand angesagt ist, werden wir uns spätestens angleichen. So aber hat jeder von uns etwas Zeit für sich, ansonsten sind wir ja rund um die Uhr zusammen. In den letzten Tagen war ich dann mal tagsüber Lautsprecher einmessen und Karin war vorgestern am Strand joggen, da waren wir „getrennt“. Wir sind uns also noch nicht auf die Nerven gegangen. Klar kann das noch kommen, denn die von Paaren oft gefürchtete Pensionärssituation gab es ja bei uns noch gar nicht. Nach dem 1.12. begannen wir mit Arztbesuchen und Abschiedstreffen mit so vielen Freunden, wie in Coronazeiten möglich. Normalerweise hätten wir uns alle auf der Verabschiedungsfeier der Gemeinde getroffen und dann auch noch mal auf einer Abschiedsparty - ihr kennt uns!

Aber so blieben viele Menschen unbesucht, von denen wir uns gerne verabschiedet hätten. Dann gab es ja auch noch den Besuch von Anika aus USA, der nach stressigem Hin und Her dann doch noch klappte, aber schon in die Zeit der leeren Wohnung fiel. Dann die Versuche, möglichst wenig dem Sperrmüll zu überlassen. Also Fotos machen, Freunden schicken oder bei Ebay reinstellen, dazu die erneute Musterung unserer Besitztümer. Was bleibt in Duisburg, was kommt mit?

Was uns auch gestresst hat, war, ob das, was wir mitnehmen wollen, auch in den Transporter passt oder wir am Umzugstag nochmal umdisponieren müssen. Dann stellen wir fest, dass das Sofa nicht durch den Hausflur passt und wir es also nicht im Keller lagern können. Kühlschrank genauso. Lauter solche Sachen tagaus tagein, alles überlagert von der Frage, ob alle Länder die Durchreise nach Bulgarien gestatten, ob wir Übernachtungsquartiere bekommen und das Wetter mitspielt.

Als hier montags alle Möbel in der Wohnung standen, waren 1003 Sorgen erledigt. Aber natürlich kamen dann die Sorgen aus der zweiten Reihe: Passt alles rein, wie wir uns das gedacht haben, wie werden sich unsere Finanzen nach den ganzen Ausgaben darstellen, wie werden wir das Verlassen der Heimat erleben?

Und natürlich die unbegründeten Ängste: Wenn jetzt einer von uns krank wird? Oder jemand in D? Was ist, wenn einer oder beide Heimweh bekommen? Wenn wir uns auf den Sack gehen?

Vielleicht fühlen wir uns schon bald unwohl mit Umgebung, Wohnung, Nachbarn, Kultur, Essen oder Klima?


Wir sind jetzt knapp 2 Monate hier und alle diese Sorgen sind verblasst. Nicht weg, denn mit fortschreitender Zeit kann sich ja auch manches noch in schlechte Richtungen entwickeln, was jetzt erledigt scheint.

Aber nehmen wir das Essen. In Duisburg haben wir sehr unregelmäßig gegessen. Hier sind wir zwar keine Muster an Regelmäßigkeit, aber wir haben jeden 2. Tag ein spätes (liegt an mir) Frühstück, am Tag dazwischen gibts nur den Kaffee, und immer ein gemeinsames Abendessen. Das gab es während meiner Dienstzeit nicht. Wer jetzt das Mittagessen vermisst, das findet nicht statt.

🤷🏼 An deutschen Nahrungsmitteln fehlt uns kaum etwas. Knäckebrot gibts nirgends (finden wir vielleicht noch), Quark für Leinölquark haben wir noch nicht gefunden, aber das vermissen wir noch nicht und Karin will unbedingt die bulgarische Übersetzung von Creme Fraiche haben, um ebensolche zu kaufen. Fragt mich nicht, warum. Stattdessen essen wir von einheimischen Waren und ungewöhnlich gesund - von dem regelmäßigen Salat habe ich ja schon ab und zu stolz berichtet. Vorgestern haben wir bewusst darauf verzichtet und mit unserer neuen Fritteuse eine Pommes/Schnitzel/Mayo-Schlacht gefeiert. Als bemerkenswerte Ausnahme!


Wir fahren auch bewusst nur alle 2-3 Tage einkaufen und haben dann einen Plan und eine Einkaufsliste (an die wir uns fast immer halten). Zum Einen können wir uns die Zeit nehmen, frisch einzukaufen, zum Anderen müssen wir keine Vorratshaltung für die überraschend auftauchende Kinder- oder Freundesschar treiben.

Zum Dritten haben die Geschäfte jeden Tag auf. Sollte uns irgendein Heißhunger überfallen, wäre auch das kein Problem.


So, genug mit der Nabelschau. Für morgen ist Schlechtwetterwarnung, damit verschiebt sich unser Kennenlernen des Marktes in Varna auf übermorgen. Da gibts bestimmt wieder Bilder. Ob das Wetter morgen etwas hergibt, werdet ihr sehen. Na gut. Zum Schluss noch ein Foto. Das Kreuz ist ein Arbeit Kölner Knackis, auf die meine Schwester aufpasst.


66 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


Unser Blog wurde zu groß und kostet jetzt Geld beim Anbieter. Mehr dazu HIER!

Falls Ihr Euch an den Kosten beteiligen möchtet, geht das per Überweisung auf unser Konto

IBAN - DE76500333002030597900 oder über Paypal

PayPal ButtonPayPal Button
bottom of page