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Deutschland ist doof

Aktualisiert: 15. Juli 2021

Natürlich kann man das auch auf das Abschneiden der Nationalmannschaft beziehen, deren fehlende Qualitäten ich ja schon seit Jahren beklage. Und wieder die Frage: Warum hört keiner auf mich?

Aber ich beziehe mich heute auf die Krankheitskeime, die Karin mitgebracht und auf mich übertragen hat.

Mir tut seit gestern der Hals weh, Karin hat schon seit Sonntag zunehmend Probleme/Schmerzen. Heute morgen entschied sie sich, zum ersten Mal hier einen Arzt aufzusuchen. Nummer und Adresse hatten wir von unseren Nachbarn schon ganz zu Anfang bekommen. Halb zehn angerufen - sie müssen einen Termin machen. Gut, dann bitte einen Termin. Halb elf!

Naja, so gerade noch erträglich, fast wie beim Orthopäden in D, wenn man Kassenpatient ist. 🤪

Wir sind pünktlich da, draußen wartet jemand, wir stellen uns an.

15 min später entdecken wir das Wartezimmer.

Nach weiteren 15 min beschließen wir, die Sprechstundenhilfe zu befragen, was mit dem Termin ist. Die schickt uns (mangels gemeinsamer Sprache) per Handbewegung in Wartezimmer 2

Kurz darauf werden wir ins Sprechzimmer gerufen. Kein Foto!

Ausstattung: Eiserner freistehender Ofen - keine Zentralheizung zu erkennen. 2 gegenüber stehende große Schreibtische. Einmal Arzt (der aussieht wie Richard Gere), einmal Frau mit unbekannter Funktion. Diese hat 2 Bücher vor sich, die mit handschriftlichen Informationen gefüllt sind und offensichtlich von ihr aktuell geführt werden. 🧐 Der Arzt spricht deutsch, aber wir brauchten etwas, um herauszufinden, dass er Karin nicht behandeln kann/will, wenn sie keine bulgarische Versicherungsbescheinigung hat. Die kann sie aber erst nach Erhalt ihrer Lischna-Karte holen. Was nun?

Er könne nur Notfälle behandeln…

Woraufhin Karin auf ihre akuten Beschwerden hinweist. Das reicht und ZACK wird untersucht. Sie bekommt Medikamente verschrieben und kann sogar klären, dass er ihr demnächst Frauenarztkram verschreiben würde. Nach etwa einer halben Stunde sind wir fertig. Ist ein Infekt, nichts Schlimmeres.

Nun möchte ich eine Rechnung, um zu bezahlen. Geht nicht, weil keine Versicherung. Ist auch nicht nötig, meint der Arzt.

Ich holte trotzdem mein Portemonnaie raus und sage, dass ich irgendetwas bezahlen muss/will/werde. Da überlegt er etwas und sagt: 10 Leva.

Der Kurs ist 2:1!

Das erklärt die fehlende Zentralheizung. 🤓

Wir sind dann zur Apotheke, das Rezept einlösen:

Internationale Ärztehieroglyphen - werden weltweit von Apothekern verstanden.

🥸

Allerdings bekommt Karin ihre Tabletten abgezählt aus der großen Packung in eine Butterbrotpapiertüte abgepackt. Aber mit Einnahmevermerken!


Nach einer kleinen Snackpause im benachbarten In-Restaurant, wo wir eine nette deutsche Medizinstudentin getroffen haben, mit der wir uns eine ganze Weile unterhalten haben, ging es zurück. Wir beide sind dann angeschlagen auf den schattigen Balkon (ja, auch Karin - Kenner wissen, wenn Schatten, dann geht es ihr schlecht) und erst mal nichts gemacht außer Pillen schlucken und still leiden.

Doch dann war da noch die morgendliche Nachricht, das Motorrad sei fertig. Also habe ich Karin gebeten, einen Zeitpunkt zu finden, an dem sie sich zutraut, das Auto von der Werkstatt zurückzufahren, ohne sich oder andere zu gefährden.

Kurz nach drei sind wir an der Werkstatt, zuerst sehe ich den Mechaniker/Chef nicht. Draußen grell, drinnen …. nicht!


Nachdem er erst irgendein Bauteil fertig gereinigt hatte, ging er mit mir zu meinem Motorrad und erzählte auf Englisch, was er alles für sein Geld gemacht hat. Ich wusste, er wollte 280€, was ich recht viel fand, doch nach seiner Aufzählung (ich habe nicht mal jedes Detail verstanden) hat er alles gewartet/gereinigt/getauscht, was möglich und nötig war, außer, den Motor komplett zu ersetzen. Dafür ist der Preis mehr als moderat. Wenn es denn fährt!


It is perfect now!

Na dann, „perfekt“ ist das, was man nach einem Werkstattbesuch hören möchte.

War aber nicht so.


Nach dem Losfahren blinkt die ABS-Leuchte rhythmisch. Auch der übliche Lösungsansatz mit Anhalten, Zündung aus, Zündung an, half nicht. Also gewendet und wieder auf den Hof. So schnell, wie der Mann auf meinem Mopped saß und testweise ein Stück die Straße hin und her fuhr, konnte man nicht gucken.

„Schalter kaputt!“

„Soll ich das Motorrad hier lassen oder wollen sie…“

„Jetzt!“


Er rannte in die Werkstatt, holte einen Schraubenzieher (und ja, das nennen Profis und Besserwisser Schraubendreher, aber ich bin bekanntlich beides nicht 😇) und warf sich vor dem Motorrad zu Boden. Es war wohl ziemlich fummelig, denn er musste immer mehr Teile lösen. Nach etwa 15 min setzt er sich drauf, fährt wieder ein Stück und beginnt, alles zusammenzuschrauben. Auf meine entsprechende Frage meinte er nur, das Kabel sei aus dem Stecker gerutscht. Jetzt drin, jetzt gut.

Ich habe deutlich meine Erleichterung gezeigt und ihm versichert, wenn das jetzt wirklich läuft, wird er mein persönlicher Servicetechniker. Das hat ihn wohl ziemlich gefreut, denn er rannte nochmal in die dunkle Werkstatt und drückte mir beim Rauskommen einen Aufkleber in die Hand. Bevor ich überhaupt gucken konnte, bekam mein Motorrad ein Brandzeichen (neudeutsch: Branding):

Mir war klar: Wenn das Motorrad jetzt hält, was er versprochen hat, bleibt es für immer dran, wenn nicht…


Also auf große Rundfahrt. Die ersten 20km lief das Motorrad sehr gut, bis plötzlich die blöden Bulgaren die Straße für gefühlt 50km abgefräst und den Schotter liegengelassen haben. Es war uneben wie in einem Western, staubig wie in einem Western, heiß wie in einem Western und ich musste hinter zwei Choppern her schleichen - wie in Easy Rider. Aber in sehr langsam. Bisher wäre da meine Temperaturanzeige bis zum rechten Rand ausgeschlagen, entsprechend angespannt war ich nicht nur wegen der miserablen Straße. Doch -o Wunder- die Anzeige blieb im absolut harmlosen Bereich. Warum das erst ein bulgarischer Schrauber schafft, aber die deutsche Werkstatt bei zwei Besuchen nicht (und beim Vorbesitzer auch schon nicht), bleibt ein Rätsel. (Vielleicht hat er die Anzeige auch nur festgeklebt…)

Danach war die Straße tadellos, das Wetter herrlich und die Landschaft wunderschön.

Und mein Motorrad? Ich beschreibe es so:

Die deutsche Werkstatt hat aus einem Trecker einen Golf Diesel gemacht. Er hat daraus einen geschmeidigen 12-Zylinder gebastelt. Wunderbares Fahren!


So sollte es ab jetzt immer sein!



Muss jetzt nur noch gesund werden, dann kann ich am Montag los, um mich mit Uwe am Südende der Transalpina in Rumänien zu treffen.



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