top of page

Ausflug nach Kapro…, Karpovi…, was soll’s?!

Aktualisiert: 28. Juni


Ursprünglich sollte es ein Ausflug ins Tal der Rosen werden, letztlich lag unser Übernachtungsziel aber schon dahinter und war so bemerkenswert, dass es beinahe den Titel dieses Beitrags gebildet hätte - wenn ich mir das nur hätte merken können. 🤪

Wikipedia nennt den Ort

Kopriwschtiza [koˈprivʃtit͜sɐ]

(bulgarisch Копривщица,

englische Transkription Koprivshtitsa).

Ich hatte den Tipp -natürlich- von meinem motorradfahrenden bulgarischen YouTuber Pawlin.

Wir hatten die Wetter- und Regenvorhersage tagelang überprüft und uns letztlich trotz angekündigter Wärmegewitter für die Abfahrt am Sonntag entschieden. Wir wollten nämlich endlich einmal Rosenfelder in voller Blüte erleben. Bei unserem letzten Besuch waren wir Mitte Juni wohl schon zu spät, deswegen diesmal früher.

Das Problem der Rosenernte ist nämlich die Wetterabhängigkeit. Irgendwann um den Wechsel von Mai zu Juni wird zwei Wochen lang geerntet - morgens von Sonnenaufgang bis spätestens elf. Nur in dieser Zeit enthalten die Blüten/Knospen maximal viel Öl.

Wann das genau eintritt - tja.

Aber „Wärmegewitter“ enthält ja auch den Bestandteil „Wärme“, also los - zehn Tage früher als letztes Mal.

Wir sind auch schön zeitig losgefahren und nach etwa einer Stunde bei Schumen von der Autobahn runter und Richtung Balkan(vor)gebirge gedüst.

Mit einem wohlkalkulierten aber nicht eingeplanten Stopp: Bei einem Rakia-Brenner!

Ich hatte mal auf dem Motorrad ein kleines Hinweisschild gesehen, war aber zu schnell, um rechtzeitig abzubiegen und danach gab es lange keine Wendemöglichkeit.

Längere Zeit danach bin ich noch einmal mit Karin im Auto vorbeigefahren und das Schild war nicht zu finden.

Aber diesmal war es da.

Also damit hatte ich kalkuliert, konnte das aber nicht planen…

Mein iPhone hat übrigens später selbsttätig auf dem Foto die Telefonnummer auf der Hauswand erkannt und mir zur Verwendung angeboten. Ich könnte also nachbestellen. 😎

Doch zuerst einmal war der Hof menschenleer, aber als halber Bulgare bin ich einfach an die halboffene Tür unter dem Vordach gegangen und habe mich bemerkbar gemacht. Ein Mann kam und sprach etwa so gut deutsch wie ich bulgarisch. 😇

Aber auf mein freundliches: Rakia, Rakia? bekam ich etwas Bulgarisches erwidert, dessen erster Teil wie „aprikotischki“ klang. Woraufhin ich das Risiko eingegangen bin, genau das Wort zu wiederholen.

Und siehe da, es gab Obstbrand aus Aprikosen.

Die Reise begann erfolgversprechend!

 

Wir hatten extra eine längere Strecke durchs Balkangebirge geplant, um uns auch dies und das am Weg anzusehen.

Zum Beispiel einen großen Stausee.

Natürlich wollten wir nah ran und wo kommt man näher ran als an der Staumauer. Da führt nämlich immer eine Straße hin. 😂

Stimmt, nur war die direkt nach Verlassen der Hauptstraße eine Schotterstrecke mit einigen Rumpelstücken. Aber es gab auch ein Ortshinweisschild, also war das eine „richtige“ Straße. Bulgarische Provinzstraße, aber befahrbar.

Nur gab es nach ein paar Kilometern erneut einen Abzweig zur Staumauer, und dieser Abschnitt war deutlich rumpeliger, aber nichts, was wir nicht schon gefahren wären. Also weiter.

Bis 20m vor der Staumauer! 🤬😡🤯

Links wäre der Stausee zu sehen, wenn nicht die Felsen wären - und das verschlossene Tor.

Tja, vielleicht doch an anderer Stelle versuchen, irgendwie ans Ufer zu kommen?

Ich wende und Karin weist mich ein, als sie plötzlich ruft, wir hätten einen Platten.

Was soll ich sagen: Nicht ein bisschen platt, sondern völlig total luftleer!

Aber es ist ja nicht unser erster in Bulgarien und deswegen haben wir uns erst einmal nur geärgert, aber nicht gestresst.

Das kam später, nachdem ich ohne jede Reaktion zwei Flaschen Pannenspray benutzt hatte. Eine halbe Stunde zusätzlich mit Kompressor verging ebenfalls ergebnislos.

An der Stelle hätte uns niemals ein Abschleppwagen gefunden, geschweige denn aufladen und wenden können, also haben wir uns bangen Herzens entschieden, auf dem platten Reifen wenigstens bis zur größeren Schotterstraße zu rollen, um dort den Pannendienst zu holen oder vorbeifahrende Autos um Hilfe zu bitten.

Natürlich ist der Reifen nach einiger Zeit halb von der Felge gerutscht und wir habe beide immer noch das unangenehme Geräusch von Metall auf Stein im Ohr.

Irgendwann später auf dem Hauptweg wollte ich dann den Automobilklub anrufen. Es gibt in Bulgarien dafür ein cooles zentrales System. Man wählt 146 und bekommt in jedem Fall Hilfe. Wenn man in einem Klub ist, gibt man das an und es wird ein passender Wagen rausgeschickt.

Ich wähle 146…

Eine Automatenstimme teilt mir erst auf bulgarisch, dann auf englisch mit, das meine Nummer vom System nicht akzeptiert würde.

???

Obwohl es sinnlos sein musste, denn ich war ja in deren System, habe ich es nochmal mit der Landesvorwahl versucht. Gleiches Ergebnis.

Aber es gibt auch eine längere Nummer, die Klubmitglieder vom Ausland aus anrufen können.

Ich kam durch - bis zur Automatenstimme, die mir mitteilte, dass meine Nummer nicht vollständig sei.

Hä? Ich war doch verbunden?

Also auf zum nächsten Plan: Einen vorbeikommenden Bulgaren mit Telefon anhalten und ihn bitten, den Anruf zu machen. Es liegt vermutlich an meiner deutschen Telefonnummer, dass ich die Probleme habe. Muss ich in den nächsten Tagen klären.

Tatsächlich hielt kurz danach ein alter Kombi mit zwei Insassen, Vater und Sohn, die vom Angeln kamen.

Leider hatte Sohnemann nur ein leeres Telefon, aber Papa warf sich sofort vor unseren Platten Reifen, um sich die Bescherung anzuschauen. Er sprach nur ein paar Brocken deutsch (wie sich erst später herausstellte), also wurde mit dem halbwegs brauchbaren Englisch des Sohnes hin und her übersetzt.

Er war der Meinung, dass er das hinbekommen würde und ließ sich auch nicht abhalten.

Er packte Werkzeug und Wagenheber aus und ging ans Werk. Offensichtlich wusste er genau, was zu tun war, er hatte sogar richtiges Flickzeug dabei. Leider war der Schaden an der Reifenseite und zwar ein fast zwei Zentimeter langer Schnitt. Irgendwie muss ich etwas unglücklich bewegt haben, dass es seitlich den Reifen durchstoßen hat. Ich weiß nämlich von meinem Freund Uwe, dass man beim Fahren im Gelände im Zweifel besser voll über die spitzen Steine fährt, als zu riskieren, dass die scharfen Stellen den Reifen seitlich treffen.

Genau daran halte ich mich. Hat diesmal nicht funktioniert.

Egal, Ilijan, unser Helfer, flickte das Loch, aber es gelang uns auch mit vereinten Kräften nicht, den Reifen dazu zu bewegen, wieder richtig in die Felge zu springen.

Nach einer guten Stunde in praller Sonne hat er den Reifen abmontiert und uns wurde erklärt, das im Ort namens ??!?!? jemand auch am Sonntag einen Reifen tauschen würde.

Hatten wir eine Wahl?

Außerdem ist es Bulgarien. 😂

Ich schaukle also mit ihm in seinem Mazda-Kombi über die Schotterstraße Richtung nächstgrößeren Ort und weiß nun, wie Bulgaren solche Straßen meistern.

Dagegen fahre ich wie ein Hasenfuß! 😂

Deswegen hat er Flickzeug dabei. 🤣

Der Ort war zum Glück nicht weit, wir hatten ihn nur nicht gesehen, weil wir auf der Umgehungsstraße drumherum fuhren.

Zuerst lud Ilijan aus seiner Garage einen eigenen(!) Reifen für uns ein, um dann ein paar Meter weiter den Servicemann buchstäblich aus dem Mittagsschlaf zu klingeln.

Aber unser Retter war wohl der Kiril dieser Siedlung und konnte sich das erlauben. 😎

Er sehr freundlicher, Englisch sprechender Mann hat dann einen alten Reifen aus seinen Beständen aufgezogen und mich streng ermahnt, den bloß nicht dauerhaft zu fahren, sondern sobald wie möglich zu tauschen.

Aber wir hatten einen funktionierenden Reifen, sonntags um drei!

Für 15€!

Ich habe Trinkgeld gegeben!


Wieder zurück haben wir den Reifen montiert, Ilijan hat mit seinem Sohn unsere einzige mitgenommene (immerhin kalte) Bierdose geleert und jede Vergütung abgelehnt. Habe ich halt dem Sohn etwas in die Hand gedrückt.

Das war so toll von den Beiden.

 

Wieder auf der Hauptstraße, also der mit dem guten Asphalt, haben wir erst einmal unsere Unterkunft benachrichtigt, dass wir uns um mehr als drei Stunden verspäten würden.

Weiter ging’s, aber natürlich haben wir als nächstes versucht, an den folgenden Ausfahrten doch irgendwie zu dem verk… See zu kommen. Aber alle weiteren Zufahrten waren direkt gesperrt. Also kein See.

😢

Irgendwann später kam dann auch das Wärmegewitter, und wie.

Die armen Motorradfahrer, die ebenfalls die schöne Bergstrecke als Sonntagstour geplant hatten, taten uns echt leid.

Aber unser Auto war sauber, als wir über den Schipkapass ins Tal der Rosen hinunterfuhren.

Wir waren allerdings nicht mehr entspannt genug, nach Rosenfeldern zu suchen, weil wir unsere Vermieterin nicht warten lassen wollten und ehrlicherweise etwas erschöpft waren.

Um 9 waren wir da und es dämmerte schon stark. Geschäfte in kleinen Orten haben auch irgendwann zu, also konnten wir kein Brot kaufen und mussten die Kühltasche geschlossen lassen.

Ab, ein Restaurant suchen. Unsere Vermieterin meinte, auch das könne schwierig sein, um diese Jahreszeit wäre spätestens um 10 alles dicht.

Wir hatten Glück, waren aber wirklich die letzten Gäste und wurden trotzdem freundlich und lecker bewirtet.


Auf dem Rückweg konnten wir endlich entspannt und satt einen ersten Blick auf den Ort werfen. Nur die paar Meter zur Unterkunft versprachen schon für den nächsten Tag viel.


Genug für jetzt, es kommen aber noch drei Berichtstage ohne weitere Katastrophen, dafür mit tollen Bilder, versprochen.


Aber als wir wieder zuhause waren…

Fortsetzung folgt!




35 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Kommentare


Unser Blog wurde zu groß und kostet jetzt Geld beim Anbieter. Mehr dazu HIER!

Falls Ihr Euch an den Kosten beteiligen möchtet, geht das per Überweisung auf unser Konto

IBAN - DE76500333002030597900 oder über Paypal

PayPal ButtonPayPal Button
bottom of page