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Albanien und die Irre von neben an

Unsere zweite Nacht hier in Albanien war eine Horrornacht!

Vorspiel:

Es gibt eine gemeinsame Terrasse vor den zwei Apartments im ersten Stock, auf der vier Stühle und ein Tisch stehen. Ich gehe gerade von dort zu unserer Tür, als eine dunkelhaarige Frau zwischen 30 und 35 Jahren die Treppe hochkommt. Da mein albanisch nicht wirklich vorhanden ist, habe ich sie mit dem internationalen „Hallo“ gegrüßt.

Ob sie Teil der Gastfamilie oder ein Gast war, konnte ich nicht unterscheiden. Allerdings bekam ich keine Antwort, stattdessen nur einen bösen Blick.

Daraus schloss ich messerscharf, dass es sich um einen Gast handeln müsse, denn die Gastgeber hier sind ausgesprochen freundlich und wir kennen schon Vater, Mutter, erwachsenen Sohn und jungen Sohn.


Zwischenteil:

Karin war ins Bett gegangen und ich habe mich auf die Terrasse gesetzt und auf dem iPad mit Kopfhörern YouTube-Videos geguckt.

Selbige Frau kam auf die Terrasse und setzte sich mir gegenüber auf die andere Seite vom Tisch. Sie hat nicht gegrüßt, ich habe nicht gegrüßt, sie hat auf ihr Handy geguckt, ich auf mein iPad.

Einige Minuten, vielleicht eine Viertelstunde später stand sie auf und ging in ihr Zimmer. Wenige Minuten später kam sie nochmal zurück und setzte sich wieder gegenüber auf den Stuhl. Sie guckt die ganze Zeit aufs Smartphone.

Völlig unvermittelt redet sie in Englisch empört auf mich ein. Ich gebe das übersetzt wieder.

Das lasse ich mir von Ihnen nicht bieten!

So können Sie mit mir nicht umgehen!

Ich weiß nicht was ich tue, wenn sie sich weiter so verhalten!

Sie steht auf und redet etwas nuschelnd weiter: Wenn sie mit meiner (?) Schönheit (oder so ähnlich) nicht umgehen können – aber so dürfen Sie mit mir verf... (hier ein englisches F-Wort einsetzen) nochmal nicht umgehen!


Ja, so habe ich auch reagiert!

Stellt euch bitte einen englischen Lord in der Bibliothek vor, der eine Teetasse gerade zum Mund führen will und auf diese Weise unterbrochen wird. Langsam zieht er eine Augenbraue hoch und lässt den Gast verschwinden.


Ich habe dann nach kurzem Nachdenken meine Sachen zusammen gepackt und bin reingegangen. Irgendwie verständlich oder?


Zwischenteil zwei:

Drinnen sehe ich auf meinem iPhone eine Textnachricht von der letzten verbliebenen Schwester meines Vaters. Darin teilt sie mir mit, dass ihr Mann, also mein Onkel, mittags friedlich gestorben sei. Weil Karin noch wach ist, gehe ich in ihr Zimmer und erzähle ihr das und im Anschluss erzähle ich auch von meiner skurrilen Begebenheit mit dieser Frau.

Wir sind beide zu dem Schluss gekommen, dass da wohl irgendetwas mental nicht ganz so funktioniert, wie es sollte.

Dramatischer Höhepunkt:

Es ist 2:30 Uhr in der Nacht.

Plötzlich rappelt es wild und laut an der verschlossenen Jalousie vor unserem geöffneten Schlafzimmerfenster und besagte Frau schreit in unser Schlafzimmer: Machen Sie die -Piep- Maschine aus, die in ihrem -Piep- Zimmer so viel -Piep- Lärm macht, dass ich nicht schlafen kann. Machen Sie sofort die -Piep- Maschine aus, hören sie nicht!

Ich kann kein -Piep- Auge zu machen, weil bei Ihnen dieser -Piep- Krach ist.

Ich habe zwar mein Atemgerät nachts laufen, aber das ist schon 20 cm neben meinem Kopf völlig unhörbar.

Allerdings kann ich nicht ordentlich reden, wenn der Apparat an ist, also habe ich ihn tatsächlich ausgeschaltet, um reagieren zu können. Hören Sie nicht, sie sollen die -Piep- Maschine ausmachen. Ich habe mit dem Verwalter gesprochen, der hat gesagt das -Piep- Geräusch kommt von Ihnen! Machen Sie sofort die -Piep- Maschine aus.

In eine Lücke habe ich geantwortet, dass hier keine Maschiene laufen würde (offenbar hat sie keine Fledermausohren und wurde durch mein Atemgeröt gestört, denn sie hörte ja noch immer den „Lärm“ meiner -Piep- Maschine 😎) und sie solle uns gefälligst schlafen lassen und Ruhe geben.

Ich wusste gar nicht, wie oft man das Wort mit F mit einer begrenzten Anzahl von Wörtern mischen kann. In dieser Nacht habe ich da einen neuen Rekord kennengelernt. 😂

Sie hat mit noch mehr Inbrunst und ganz vielen F Wörtern ihren Anspruch auf Nachtruhe wiederholt und erneut auf den Vermieter hingewiesen. Karin war selbstverständlich durch den Lärm auch sofort aufgewacht, so dass ich keine Probleme damit mit hatte, jetzt auch etwas lauter zu sagen, dass sie dann bitte gefälligst den Vermieter holen gehen solle. Ich kam übrigens ganz ohne F Worte aus.😇

Das große Finale: Ihr -Piep- dekadenten Deutschen! Ihr -Piep- bildet euch -piep- ein, ihr könnt -Piep- alles machen. Mach -Piep- endlich die -Piep- Maschine aus! Abgang!

Natürlich kam sie nicht mit dem Vermieter zurück, ging aber auch nicht weg, sondern stand wohl längere Zeit beobachtend vor unserem Schlafzimmer, denn als Karin kurze Zeit später von der Toilette zurück kam, hat sie sich fürchterlich erschreckt, als sie die Silhouette noch draußen vor dem Fenster gesehen hat.


Nachspiel:

Ich hab am Morgen etwas gemacht, was ich noch nie gemacht habe - mich über jemanden schriftlich zu beschweren. Aber die Frau war so aggressiv, dass ich keine Lust gehabt habe herauszufinden, wie aggressiv sie noch hätte werden können. Ich bat also den Vermieter darum, sich der Sache anzunehmen und uns für die kommenden zwei Nächte unsere Nachtruhe zu sichern. Wir waren kaum mit unserem Frühstückskaffee auf der Terrasse, als er schon kam und sich als allererstes entschuldigt hat. Offensichtlich hatte die Frau auch schon vorher merkwürdiges/beleidigendes Verhalten ihm und seiner Mutter an den Tag gelegt.

Er ging dann auch sofort zu ihrem Apartment, klopfte wiederholt, und als sie nicht reagierte, hat er auch versucht, sie telefonisch zu erreichen. Vergeblich.

Nach einigen Minuten ging aber die Tür auf und sie kam mit einem Rucksack beladen heraus. Er sprach sie auf ihr Verhalten in der letzten Nacht an - sie ging wortlos an ihm vorbei!

Er ging ihr hinterher und sprach sie erneut an. Mittlerweile war sie schon halb die Treppe herunter, als sie sich umdrehte und schroff und vorwurfsvoll sagte: Das geht Sie nichts an! It's not your business!

Ich glaube das war der einzige Satz ohne F Wort, den ich überhaupt von ihr gehört habe.

Dann habe aber ich meine Stimme erhoben (wer mich gut kennt, weiß, dass ich die durchaus einsetzen kann), denn ich fand das ausgesprochen unverschämt und habe ihr gesagt, dass mich ihr Verhalten aber sehr wohl etwas angehen würde.

Sie stockt, wendet ihren Kopf, guckt verächtlich und geht dann schweigend weiter!


Na, das kann ja noch lustig werden, wenn sie weiter auf unserer Etage wohnen bleibt!


Aber Glück gehabt! Als sie unten steht, ruft sie hoch, wie sie denn zur nächsten Bushaltestelle käme. Sie würde ausziehen.

Drei spontan sehr erleichterte Menschen auf der Terrasse freuen sich, das zu hören.

Der Vermieter gibt ihr eine Richtung an und das war's – fast.

Kaum ist sie um die Ecke verschwunden, dreht er sich zu uns um, grinst und sagt: Die Haltestelle ist genau in die andere Richtung!

 

Reisen Sie mit Schurmann-Reisen, dann haben sie etwas zu erzählen, wenn sie nach Hause kommen.

 

Das war übrigens unser erster Tag hier vor Ort, den wir zur Erholung nutzen wollten. Wir sind zum Strand gegangen und haben gebadet, weil das Wasser noch warm genug war.

Dann sind wir in die Stadt gefahren und haben etwas Sightseeing gemacht.

Wie so oft liegen schön renovierte Gebäude und hübsche Straßen in unmittelbarer Nachbarschaft zu völlig verfallenen Ecken.

Insgesamt gefällt uns die Stadt aber sehr gut. Es ist deutlich mehr Wohlstand und Aufbruch zu spüren als zum Beispiel in Warna. Allerdings kommen ja auch 100tausende von italienischen Touristen jedes Jahr und lassen ihr Geld hier. Davon kann Bulgarien im Moment nur träumen. Aber das wird, wir machen ja heftig Werbung.

 

In diesem Beitrag geht es ein bisschen hin und her, aber ich wollte euch die gruselige Geschichte möglichst frisch berichten, damit ich noch alles zusammen bekomme.



Der letzte Beitrag endete ja noch in Bulgarien. Wie also sind wir bis Albanien gekommen? Nun, zwischen Bulgarien und Albanien liegt das ehemals Jugoslawische Gebiet von Nordmazedonien. An der Grenze mussten wir etwa eine Viertelstunde in der Schlange stehen, bis wir völlig problemlos durchgewunken wurden.


Hier seht ihr ein paar Eindrücke von der Fahrt nach Prilep, wo wir sehr schön untergekommen sind (dazu ein paar Fotos von dem Abschnitt zwischen Prilep und Vlore). Wir waren im ersten Stock eines kleinen Hauses an einer ruhigen Nebenstraße untergebracht, die keine 5 Minuten vom zentralen Platz entfernt war.

Obwohl es schon dämmerte, sind wir noch etwas spazieren gegangen und haben einen reizvollen Basar gefunden. Alles etwas baufällig, aber wirklich sehenswert. Leider schon zu dunkel für Fotos.

Aber man hat sich über unseren ersten Beduch in diesem kleinen Land so gefreut, dass uns ein ganz besonderer Empfang bereitet wurde.


Am nächsten Tag sind wir nach völlig problemloser Fahrt am Zielort Vlore angekommen.



Noch schnell gucken, wo das Meer ist, dann zurück und Abendessen.


Nach dem Ruhetag mit der unruhigen Nacht sind wir die Küste Richtung Süden entlanggefahren, um etwas mehr von der Gegend zu sehen.

Ich sage nur: Dranbleiben!

Heute ist nämlich schon unser letzter Tag (wieder Ruhetag) hier und ich möchte nicht bis nach Mitternacht weiter schreiben, um morgen ausgeruht zu sein.



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